Nach mehrmonatiger Pause ist die Offshore-Windkraftanlage „Bard Offshore 1“ vor Borkum wieder in Betrieb. Noch erfreulicher ist das erste funktionierende Umspannwerk vor der Insel Helgoland, das von Siemens entwickelt wurde.
Da sich die Offshore-Windkraft in einer spannenden Phase befindet, möchte ich, Uwe Leonhardt (UMaAG), Ihnen einen Einblick in den momentanen Stand und die Zukunftsaussichten der Offshore-Windkraft in Deutschland bieten.
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung in der Kritik
Bereits seit Anfang letzten Monats läuft die erste Testphase des Windparks „Meerwind Süd | Ost“ vor der Insel Helgoland (Kreis Pinneberg), in der zunächst 15 von insgesamt 80 Anlagen in Betrieb genommen wurden. Einen großen Anteil dafür trägt die Konverterplattform „HelWin 1“ der Marke Siemens, die in näherer Zukunft die Umwandlung von Wechsel- zu Gleichstrom für bis zu drei Windparks vornehmen soll. Der Gleichstrom wird dann ohne große Verluste via Seekabel ans Festland geliefert.
Nachdem „Bard Offshore 1“ aufgrund eines Schwelbrandes infolge von Spannungsproblemen des „BorWin1“-Umspannwerkes im März abgeschaltet wurde, brach eine kritische Diskussion über die sogenannte HGÜ-Technologie aus. Für Branchenmitglieder wie die UMaAG war dieser Diskurs äußerst besorgniserregend. Im Folgenden haben sich die involvierten Firmen Ocean Breeze, TenneT und ABB zusammen getan, um den Fehlern auf den Grund zu gehen und Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Kernfaktor ist die Gleichstromtechnologie
Da die Gleichstromtechnologie der wichtigste Faktor für die Stromumwandlung von Offshore-Windkraft und somit für den Transport an Land ist, war die Sorge bei der UMaAG und anderen Branchenmitgliedern groß, dass die Schwierigkeiten mit Oberschwingungen nicht nur ein Einzelfall bei „BorWin 1“ von ABB war, sondern auch die Anlagen von Siemens über kurz oder lang davon betroffen sind. Laut Planung wird zukünftig der Großteil des Stroms von Nordsee-Windparks mit Siemens-Technologie („HelWin 1“ und „SylWin 1) umgewandelt und an Land transportiert. Dazu gehören:
- „Meerwind Süd | Ost“ (WindMW)
- „Butendiek“ (mehrere Investoren)
- „Dan Tysk“ (Vattenfall)
- „Amrumbank West“ (E.on) und
- „Nordsee Ost“ (RWE).
Haftungsunsicherheiten führen zur verstärkten Diskretion
Noch hält sich WindMV bedeckt, was wohl auf Rechts- und Haftungsunsicherheiten bezüglich „Bard Offshore 1“ zurückzuführen ist. Denn derjenige, der für den Ausfall des Windparks zu verantworten ist, muss für die entstandenen Kosten aufkommen. Denkbar wäre, dass Umspannwerk und Windpark nicht optimal aufeinander abgestimmt wurden.
Obwohl der Testbetrieb von „Meerwind Süd | Ost“ noch nicht offiziell bestätigt wurde, ist davon auszugehen, dass der Windpark noch vor Dezember 2014 mit voller Auslastung online gehen wird.
Darüber hinaus wird von WindMV verlautet, dass sowohl Umspannwerke als auch die Windturbinen ausreichend geprüft und verifiziert wurden. Als Vorstandsvorsitzender der UMaAG machen mich derartige Neuigkeiten besonders zuversichtlich.
Uwe Leonhardt (UMaAG): Offshore noch ausbaufähig
Gerade die deutsche Offshore-Windkraft steckt noch in den Kinderschuhen und weist enormes Potenzial auf. Für mich, Uwe Leonhardt von der UMaAG, und auch andere Branchenmitglieder sind Parallelen zu den Anfängen der Windkraft an Land klar erkennbar. Wenn aus den Fehlern und Problemen Lehren gezogen werden können sowie die HGÜ-Technologie weiterentwickelt wird, werden in Zukunft deutlich mehr Windparks an das Landnetz angeschlossen. Diese Aussichten machen deutlich mehr Branchenprojekte – beispielsweise von der UMaAG – möglich.